Zeit ist wichtiger als Geld, da sie der Physik unterliegt und nicht aufzuhalten ist, während sich beim Geld sowohl Wert als auch Bedeutung ändern. Erfahrungen aus der Welt der Innovationen zeigen, wie Projekte erfolgreich werden.
26.10.2018, Martin Petruzzi
Wir brauchen dringend eine Innovation, wir wissen genau was wir wollen und müssen nur noch wissen, was es kostet. Der Termin der Messe, an der das Produkt auf dem Markt eingeführt werden soll, ist bekannt. Der erste und der letzte Punkt treffen meistens zu.
Mit einem vernünftigen Mass an Erfahrung und Know-how ist es möglich, eine grobe Schätzung für den Minimalaufwand vorzunehmen. Den maximalen Aufwand zu beziffern, ist hingegen fahrlässig. Wer das kann, braucht im Strassenverkehr auch keine Sicherheitsgurte, denn er weiss ja schon vorher, dass er keinen Unfall machen wird.
Was spricht gegen die vermeintlich genaue Schätzung einer Innovation?
Eine Innovation genau schätzen zu wollen und damit in ein enges Korsett zu zwängen, ist in sich widersprüchlich und damit nicht förderlich hinsichtlich Erfolg. Neben dem tatsächlichen Engineering-Aufwand beeinflussen drei weitere Faktoren die Innovationen wesentlich:
Eine Innovation ist immer etwas, das es vorher nicht gab. Niemand weiss folglich wie es geht, niemand kennt die Hürden, die im Weg stehen werden. Selbstverständlich ahnt der Erfahrene eher, was auf ihn zukommen könnte. Doch wenn er gezwungen ist, einen definierten Umfang einzuhalten, wird er tunlichst vermeiden, während des Projekts selbst augenscheinlich bessere Lösungen in Betracht zu ziehen und zu untersuchen. Denn die vor Projektstart so genaue Schätzung könnte torpediert werden.
Zweitens fliessen in jedes Projekt Änderungen ein. Die Gründe für Änderungen sind mannigfaltig: Anforderungen kommen hinzu, verändern sich, fallen weg. Kundenwünsche, Anwenderverhalten oder sogar Gesetze ändern sich zwischenzeitlich. Weiter werden Änderungsanträge aufgebläht, indem – zusätzlich zu den essentiellen Überprüfungen der Wechselwirkungen von Änderungen – auch noch die Ressourcen- und Kostenfolgen sowohl geschätzt als auch genehmigt werden müssen. Vor allem die Genehmigung dauert zuweilen beträchtlich. In dieser Zeit könnte das Team mit der Umsetzung der Änderung beginnen. Und die Zeit steht währenddessen nicht still.
Wir wissen, dass alle Menschen Fehler machen. Geben Sie dem Projektteam eine „license to fail“, verpflichten Sie es aber auch, Fehler früh zu finden und diese auszubügeln. Je länger Fehler verborgen bleiben, desto teuerer wird es, sie zu korrigieren, falls das überhaupt noch möglich ist. Wenn Ihr Team einen Fehler findet, dann gratulieren Sie ihm, dass es ihn gefunden hat! Das gilt übrigens nicht nur für Innovationsprojekte.
Voraussetzungen für Projekte mit Innovations-Potential.
Ein Projekt braucht ein klares Ziel sowie das Vertrauen und das Commitment aller beteiligten Parteien. Statt vor Beginn alles genau zu schätzen, wird im Projekt ein getakteter Austausch mit allen Beteiligten etabliert. Dadurch kann das Projekt ideal gesteuert und geleitet werden. Ein menschliches und motivierendes Umfeld wird geschaffen, der Ehrgeiz befeuert. Jeder will den Erfolg und das führt zum Erfolg.
Verfolgen Sie ein Ziel! – Nicht eine Lösung.
Vergleichen Sie also bei der nächsten Zusammenarbeit mit Partnern nicht mehr nur die Zahlen sondern vielmehr die Ansätze, wie sie das Projekt angehen. Sogenannt vergleichbare Angebote gehören der Vergangenheit an, Innovationen sind weder Äpfel noch Birnen. Nutzen Sie stattdessen die Möglichkeit, neue Herangehensweisen zu testen. Die Frage muss lauten: Glaube ich daran, dass das Ziel auf den Termin erreicht werden kann? – Teuer sind letztlich nur die verpassten Chancen, allen voran der verspätete Markteintritt!
Innovationen entstehen in kollaborativer Partnerschaft!